Hola hola an alle, die sich mal wieder
vor den Geräten wieder finden um sich meiner Geschichten und
Erzählungen der letzten Wochen anzunehmen!!!
Seid meinem letzten Lebenszeichen, ist
viel Zeit vergangen, in der ich viel von Bolivien und im besonderen
von meinem Einsatzort – Alcala gelernt und erfahren habe.
Vor ca. fünf Wochen bin ich hier in
dem, laut Gerüchten 1000 Einwohner starkem, Alcala angekommen, und
auch wenn ich mich von der Bevölkerungsdichte in besagtem Dorf nicht
überzeugen konnte, hat mich das kleine Dorf bereits in seinen Bann
gezogen.
Denn neben der vorherrschenden
Mentalität, die einem sowohl das Gefühl vermittelt mehr als
Willkommen zu sein, als auch eine lockere und leicht verschlafene
Aura ausstrahlt, liegt Alcala in einem sehr ansehnlichem Tal, dass
von herrlichen Felsmassiven und teilweise exotischen Pflanzen
eingerahmt wird, Im Moment ist hier gerade der aufkommende Frühling
zu spüren, insofern freue ich mich auch schon riesig auf die noch
wesentlich stärker florierenden Vegitation in diesen Landen, wenn
die Regenzeit einsetzt, alles grünt und der Fluss, der direkt an
Alcala angrenzt, sich füllt.
Das Dorf selbst lässt sich wohl in 15
Minuten durchschreiten und dennoch gibt es hier jeden Tag etwas neues
zu sehen. Sei es nun ein unscheinbar aussehender Stuhl mit einer
weißen Decke darauf, der Signalisiert, dass es frisch gebackenes
Brot in dem Haus dahinter zu kaufen gibt, oder einen der sich doch
häufiger Abspielenden Revierkämpfe der Hunde, Schweine und Kühe,
die sich an dem wenigen Grün des Dorfes gütlich tun, oder die
tägliche Arbeit mit den Kindern, die auch schon für viele
unvergessliche Momente gesorgt hat...doch dazu später.
Man kann festhalten: trotz der
überschaubaren Größe Alcalas ist es schwer seine Augen vor den
vielen Kontrasten zur meiner alten Heimat zu verschließen und sich
an diesen satt zu sehen!
Neben den beschriebenen Revierkämpfen
der Hunde, die teilweise wirklich einen Markerschütternden klang
hervorrufen, und einen aus dem tiefsten Schlaf reißen können, gab
es hier auch schon einige Lokalfeste zu feiern wie zum Beispiel vor
zwei Wochen ein Motorsportevent, bei dem die eine gepflasterten
Straßen gesperrt wurde und für unnatürlich laute Sportwagen platz
machen mussten, die sich auf Zeit gegeneinander in die Kurven Alcalas
gelegt haben. An diesem Wochenende hatten wir auch Besuch von
benachbarten Freiwilligen auf dessen Beispiel ich beschlossen habe,
mir bei Gelegenheit Ohropax zu kaufen, um gegen die vielen
Lautstarken Auseinandersetzungen im Dorf, ob Auto oder Hund gewappnet
zu sein...
Mit besagten Freiwilligen haben wir uns
auch schon auf ein Zwischenfazit der Frewilligenarbeit, ein gutes
Lagerfeuer bei klarem Sternenhimmel und guter Musik in einem
Nachbardorf, namens „Pampaspuntas“ getroffen und ich denke es ist
nicht zu dick aufgetragen, wenn ich schreibe, dass die Wanderung mehr
als Abenteuerlich war, denn anstatt des gemütlichen 1 ½ Stunden
Spaziergangs erwartete mich und die anderen beiden Freiwilligen eine
sich über 30 km ziehende Tortour die nur mit zwei mit heißen Wasser
gefüllten Thermoskannen bestritten wurde.
Unser Fehler lag direkt bei der ersten
Abzweigung aus dem Dorf heraus und um es im Rahmen zu halten fasse
ich es ein wenig zusammen bevor Ihr, meine Leser den Laptop ähnlich
erschöpft, wie wir nach der Wanderung zuklappt und es auf sich
beruhen lasst...
Wir wurden auf der Tour dreimal auf
unsere schwachen, ausgestreckten Daumen hin mitgenommen und haben so
die Landschaft aus einem noch nie gesehenem Winkel bestaunen dürfen.
Zuerst in einem kleinen Bus, nach weiteren Kilometern unter brühender
Sonne zu Fuß auf einem Lkw ähnlichem Gefährt und ganz zum Schluss,
als uns die Beine kaum noch tragen wollten, hinten auf einem Jeep und
ich kann jetzt schon sagen, dass mir keine Art des Reisens in
Bolivien so viel Freude bereitet, wie hinten auf einem Jeep zu sitzen
und die Landschaft vorbeiziehen zu sehen, denn in besagten Genuss bin
ich nun schon öfter gekommen.
Letztendlich war die Reise ein voller
Erfolg und wir hatten an dem Abend noch viel zu lachen und erzählen,
bevor wir den Rückweg Nachts antreten wollten, und zu unserer
positivsten Überraschung von einem Laster voller Erde mitgenommen
wurden und so am Ende des Tages unseren Fehler bei der Abzweigung
erkannten bevor wir so erschöpft, wie nur selten ins Bett fielen.
Unsere Gastfamilie, die das Hostel in
dem wir nächtigen, besitzt und es auch bewohnt ist sehr angenehm
und bietet, neben den anderen beiden Freiwilligen ein tolles Umfeld
zum Leben, denn passender Weise ist unser Gastvater auch ein Lehrer
an der Grundschule hier in Alcala, in welcher ich den größten Teil
meiner Frewilligenarbeit leiste und so mein täglich Brot verdiene.
Der Gastvater hat uns am Anfang alles
gezeigt und uns die vielen Regeln, die es in seinem Hostel
einzuhalten gilt erläutert und musste uns auch schon das ein oder
andere mal an diese erinnern.
Neben den klargestellten Regeln wurde
auch mein Name gleich umgeändert. Mich kennt man hier nur als
„Benjo“. Aber daran habe ich mich sehr schnell gewöhnt, da ich
ihn jeden Tag, schon auf dem Weg zur Schule von vielen kleinen
Grundschülern zugerufen bekomme. Doch eigentlich bekomme ich ihn
immer zu hören, wenn ich durch Alcala stapfe, da meine Größe, in
dieser Gegend noch wesentlich herausragender ist als in Deutschland,
wo man doch des öfteren Menschen meines Formates antreffen kann.
Somit bin ich hier neben der Tatsache,
dass ich ein Freiwilliger aus Deutschland bin, zusätzlich eine
„kleine“ wandelnde Attraktion, die es immer wert ist zu
beklettern um ungeahnte Aussichten zu genießen.
Den ersten Monat hier sollten wir uns
erst einmal in den Unterricht eingliedern und uns ein Bild von der
bevorstehenden Aufgabe machen, die kleinen Schüler Alcalas in
Englisch und Mathematik zu unterrichten, was für mich persönlich
wie gerufen kam, denn damit hatte ich jetzt noch die Möglichkeit
meine Fähigkeiten der spanischen Sprache aufzupolieren.
In der letzten Zeit habe ich also schon
den Großteil des Kollegs kennen gelernt und konnte mir auch ein Bild
von den verschiedenen Jahrgängen machen, da ich jeden Tag eine
andere Klasse durch den Tag begleite und den Lehrern so gut wie es in
meiner Macht steht zur Seite stehe. Die Grundschule in Bolivien geht
anders als in Deutschland bis zur 6. Klasse und ist auch im Schnitt
von weniger Schülern pro Klasse besucht, was allerdings nicht
bedeutet, dass es in diesen ruhiger zugeht ...
Jeden Morgen beginnt der Schultag mit
einem Morgenappell, bei dem sich alle Schüler in Ihren jeweiligen
Klassen, gestaffelt in Reihe und Glied einfinden und der Ansprache
eines Lehrers, der die wichtigen Organisatorischen Informationen
ankündigt, mehr oder weniger konzentriert lauschen.
Nach dem Morgenappell begleiten ich und
die anderen Freiwilligen unsere zugeteilten Klassen in Ihre Räume,
die ähnlich wie in Deutschland mit vielen bunten und ansprechenden
Plakaten ausgeschmückt sind, die den Kindern das Lernen erleichtern
sollen.
Ich persönlich habe festgestellt, dass
ich mich lieber in den höheren Klassen einbringe, da gerade in den
ersten beiden Klassenstufen, ich eher die Aufgabe eines
Kinderbetreuers einnehme, was im Vergleich zum Wissen vermitteln,
doch wesentlich anstrengender ist und teilweise sehr an den Nerven
zehren kann. Aber selbst wenn es ein wenig lauter zu geht und es
schwieriger ist die Kinder zu motivieren, habe ich viel Spaß an der
Arbeit und freue mich jedes mal wenn ich einem kleinen Kind dabei
helfen kann sich zu konzentrieren und die Aufgaben zu bearbeiten.
So sehen vier von fünf meiner
Arbeitstage aus und werden nur am Donnerstag insofern unterbrochen,
als dass ich auf dem „Campo“ (so nennt man hier die Umgebung, die
immer noch zum Einzugsgebiet von Alcala zählt) in „Naranjos“,
ein kleines Dörfchen, was den Namen fast gar nicht verdient, auch
die Lehrerin bei Ihrem Unterricht unterstütze.
Das macht mir eigentlich am
allermeisten Spaß, denn besagtes Dörfchen: Naranjos, liegt ca. zehn
km von Alcala entfernt, sodass ich am Donnerstag um einiges eher
aufstehen muss, damit ich den Weg bis die Schule um neun beginnt, zu
Fuß zurücklegen kann. Es gäbe auch Möglichkeiten mit einer
Mitfahrgelegenheit oder einem Mikro in wesentlich weniger Zeit meinen
Einsatzort zu erreichen, jedoch gefällt mir der Weg, und vor allem
die Landschaft, die man auf dem Weg sieht so gut, dass ich den Weg
lieber zu Fuß bestreite und so, so viel wie möglich von der
herrlich unberührten Landschaft Boliviens sehe und fest in meinem
Kopf einbrennen kann.
Nach der kleinen Wanderung am Morgen
erwartet mich immer die Gartenarbeit, denn die Schule in Naranjos hat
einen eigenen großen Garten, in dem Kartoffeln, Zwiebeln, Mais und
vieles mehr selbst angebaut wird und es bereitet mir viel Freude die
Pflanzen zu gießen und den wöchentlichen Fortschritt zu bestaunen.
Denn mit der Bolivianischen Sonne und entsprechend viel Wasser, geht
es augenmerklich schnell! Dafür muss der Gartenschlauch oft
repariert werden, sodass ich inzwischen nicht nur meine Fähigkeiten
als Hilfslehrkraft verbessert habe, sondern auch entsprechendes
Geschick im flicken des Gartenschlauches und des generellen Anbaus
von verschiedenstem Gemüse erworben habe.
Die Schule in Naranjos hatte in meiner
Anwesenheit noch nie mehr als fünf, wissbegierige Schüler zu Gast,
was neben der Idyllischen Lage, der für mich neuen Gartenarbeit und
der sehr netten Professora, zusätzlich zu einem sehr angenehmen
Lernumfeld beigetragen hat. Die Schüler auf dem Campo sind merklich
schüchterner, doch mindert es in keinem Fall meinen Spaß, wenn ich
mit den Kindern gemeinsam Lese, Mathematikaufgaben löse, Zeichne
oder mit Ihnen einfach spiele und langsam aber sicher zu Ihnen
durchdringe und eine Beziehung aufbaue. Da es so wenige sind, ist es
ein viel Persönlicheres Verhältnis zu den Schülern was mir sehr
gut gefällt.
Nach ´meiner getanen Arbeit vor Ort,
trete ich meistens gegen zwei Uhr meinen Rückweg nach Alcala an.
Neben unsere Arbeit in der Grundschule
bzw. auf dem Campo leiten wir jeweils zweimal die Woche einen
Spielesalon, wo alle Kinder die Lust haben mit den Freiwilligen eine
Runde Jenga oder allerlei andere Spiele zu spielen, für 1 ½ Stunden
vorbei kommen und so über den Schulltag hinaus mit uns Spaß haben.
Neben dem Spielesalon haben wir zusätzlich die Aufgabe, auch zweimal
die Woche die Schüler vom Collegio (was unserem Gymnasium
entspricht) bei Ihren Hausaufgaben, für bevorstehende Prüfungen zu
unterstützen. Allerdings sind die Schüler doch wesentlich
skeptischer, was das Projekt der Hausaufgabenbetreuung angeht, sodass
wir bis heute leider noch nicht so vielen Schülern bei Ihren
Aufgaben helfen konnten … Aber wir sind uns sicher, dass es nur
eine Frage der Zeit und des Kennenlernens ist. Denn da wir bis jetzt
alle drei nur in der Grundschule arbeiten, fällt der
zwischenmenschliche Kontakt zu unseren gleichaltrigen doch eher rar
aus, und somit leidet auch das aufzubauende Vertrauen für das
gemeinsame Lernen.
Aber auch dort haben wir
Erfolgserlebnisse zu verbuchen, da die jungen Alcalaner sehr
sportbegeistert sind, und wir so schon oft die Möglichkeit hatten
uns auf eine Runde Basketball oder Fußball zu treffen und so den
Grundstein für zukünftige Freundschaften und effektive
Lernbetreuung zu legen.
Mir ergeht es also in diesen Landen
ganz vortrefflich und vor allem, dass noch nicht erwähnte Essen, vor
welchem ich noch in Deutschland des öfteren gewarnt wurde, trifft
total meinen Geschmack. Es ist zwar ein wenig eintönig … aber
viel, mit konstanter Qualität. Und selbst wenn ich die Mahlzeiten
teilweise zum wiederholten Mal genieße, sind es doch häufig Speisen
die ich vor meiner Reise eher selten probiert habe. Insofern wird es
noch ein wenig dauern, bis ich mich an diesen Satt gegessen habe. (Es
gibt sehr viel Reis, Nudeln und Kartoffeln mit wenig Soße aber dafür
um so mehr Fleisch. Dazu ausgefallene Suppen, wie z.B. die berühmt
berüchtigte Erdnusssuppe, die mit Pommes serviert wird) Das mag
überschaubar klingen aber wie gesagt, für mich bietet es genug
Abwechslung und fast immer einen vollen Magen.
Und für den seltenen Fall, dass ich
nicht satt werde, haben wir Freiwilligen eine eigene Küche in der
wir uns zusätzlich kochen können, was wir wollen. (meistens
Eierkuchen, da diese auch den perfekten Reiseproviant darstellen)
Ihr seht mir mangelt es hier an so gut
wie nichts.
Ich habe viel Spaß und bin, wie seid
Tag eins meiner Reise fleißig am lernen. Verzeiht mir, dass meine
Meldungen so oft auf sich warten lassen, aber anders als andere
Freiwillige habe ich nur sehr schlechtes Handynetz, sodass ich
tatsächlich nur einmal im Monat, wenn ich die Hauptstadt besuche
meinen Blog aktualisieren kann.
Ich freue mich dennoch über jeden
Leser, der sich abermals meinen Ausführungen angenommen hat und
verbleibe, wie immer mit den besten Grüßen aus Bolivien!!!!
Ich möchte noch hinzufügen, dass ich
sobald wie möglich die Fotos hinterher schicke, aber sowohl das
Internet vor Ort als auch das fehlende USB Kabel erlauben dieses mal,
leider nur diesen, hoffentlich nicht zu ermüdenden Text.
Euer Wenzel
Mein lieber,großer Wenzel, auch wenn wir uns gerade erst gesehen haben und wir kurz einen Einblick in Deinen Alltag erhalten haben, ist es ganz wunderbar Deinen ausführlichen Blog zu lesen. Hat sich wirklich gelohnt, dass Du Dich in Sucre noch zum Internetcafe geschleppt und den Text hochgeladen hast. Ganz viel Spaß noch und eine gute Zeit. Herzliche Grüße von uns allen. Mama
AntwortenLöschenLieber Wenzel, das ist eine ganz schöne Reisebeschreibung von Dir und ich kann mir jetzt ein bisschen vorstellen, wie du deinen Alltag so verbringst. Adele hat mir gestern erzählt, dass Ihr eine schöne gemeinsame Zeit hattet. Mir gefallen deine Bilder sehr und am meisten beneide ich dich um den Spaziergang zur Schule durch die herrliche Natur. Lieber Wenzel, bleib gesund und behütet und sei gegrüßt von Anna
AntwortenLöschenSchön, wie Du schreibst und überhaupt nicht ermüdend. Ich bin erst heute auf Deinen blog gestoßen und begeistert, wie liebvoll Du das Land und die Menschen beobachtest. Möge Dir die Freude erhalten bleiben, »Benjo«
AntwortenLöschenIch schau' hier immer mal wieder rein. Herzliche Grüße von Marc
Das klingt ja mal richtig geil. Muss man echt aufpassen, sich nicht direkt ein Ticket zu kaufen und dorthin zu heizen. Super geschrieben. Was machst Du an Wochenende und abends so? :)
AntwortenLöschenLiebe Grüße Viktor
...und wo bleibt das November-Update? Hier regnet es den ganzen Tag ;)
AntwortenLöschen