Dienstag, 6. Dezember 2016


Wieder einmal ist zu viel Zeit vergangen in der ich euch, meine hoffentlich immer noch eifrigen Leser über mein Ergehen informiert habe. Doch wie ich bei meinem letzten Eintrag am Schluss erwähnte, ist die Situation mit meinem Internet vor Ort, hier in Alcala, der Art heikel,dass ich mich immer in ein, mit Wifi versehenen Kaffee in der Hauptstadt begeben muss um euch „up to date“ zu halten.
Das hätte ich auch zu gerne schon eher gemacht, doch wie Ihr in den nächsten Zeilen lesen werdet sind die Möglichkeiten für ein solches Unterfangen, selbst in einem scheinbar verschlafenem Dörfchen wie Alcala begrenzt. Ich hoffe Ihr verzeiht und habt dafür um so mehr Freude an den verspäteten Beschreibungen des letzten Monats, die ja dieses mal auch mit um so mehr Bildern geschmückt sind.

So beginne ich diesen Eintrag also mit einer Momentaufnahme meiner Selbst, hier in Alcala, jenes Dorfes, welches ich nun schon seid mehr als drei Monaten mein zu Hause nenne und in dieser Zeit nicht nur mich selbst, sondern zu meiner größten Freude auch die Gemeinde Alcala beim wachsen und sich verändern beobachten konnte.
Ich selbst habe es mit meinen Haaren nun schon so weit kommen lassen, wie ich es in Deutschland, wenn überhaupt, nur in den seltensten Fällen zugelassen habe, sodass man von ihnen schon von einer kaum zu bändigenden Mähne sprechen kann, die ich nur mit Hilfe eines Jeanscaps im Zaum halten kann. Gesundheitlich geht es mir inzwischen wieder nahe zu super, wobei die letzten Wochen stets durch einen schleichenden, beinah chronischen Husten begleitet wurden, den ich nur mithilfe von viel Tee, und konstanter Disziplin in die Knie zwingen konnte. Doch kaum hatte ich das eine Übel erfolgreich in die Flucht geschlagen, wurde ich hinterrücks von dem nächsten Überfallen, sodass meine Nase die letzte Woche weder als Geruchsorgan, noch für die Sauerstoffaufnahme zu gebrauchen war.
Doch wie gesagt jetzt erfreue ich mich bester Gesundheit und sehe voller froher Erwartungen den mehr als willkommenen Ferien entgegen, in denen ich schon viele Orte anvisiert habe, bei denen ich mich jetzt schon freue, euch von diesen zu Berichten!
Letzte Woche war der letzte Schultag an dem, wie bei uns auch üblich die Zeugnisse verteilt wurden, und die Sechstklässler, von der Escuela Central in Alcala in Richtung Collegio verabschiedet wurden.
Bei diesem Anlass wurden Lieder gesungen und die herausragenden Errungenschaften und Taten der verschiedenen Schüler entsprechend gewürdigt und ausgezeichnet. Bemerkenswert ist, dass scheinbar Urkunden und ähnliche Zeugnisse nicht wie bei uns von einem Lehrer überreicht werden, sondern für die Übergabe, ein Elternteil mit dem Kind nach vorne gebeten wird, dass seinem Kind die Auszeichnung verleiht.

Richtig in Weihnachtsstimmung kommt man hier nur langsam, da dass Wetter alles andere, als in unserem Sinne Weihnachtlich ist. Wir haben hier teilweise nicht zu tragende Temperaturen, die selbst den mutigsten Sonnenanbeter in den Schatten zwingen und Sonneneinstrahlungen die, selbst die erprobteste Haut verbrennen lässt.
Dennoch sind meine Mitstreiter begeistert bei der Sache uns allen den Geist der Weihnacht auch an diesem Teil der Erde einzuflößen. Insofern werden schon neben dem festlegen, der Terminen, an denen wir Plätzchen backen, auch schon eifrig Weihnachtslieder und Geschichten zum besten gegeben.

Dazu hatten wir inzwischen auch den ein oder anderen Regenguss, der natürlich für die Landschaft und die anhaltende Dürreperiode im Lande nur, wie der Tropfen auf einen heißen Stein wirkt, jedoch ist dennoch erkennbar, dass wir uns hier mitten in einem Jahreszeitenwechsel befinden und die Landschaft langsam aber sicher an Farbe gewinnt. Festmachen tue ich dies allein an der Füllmenge unseres Flusses hier in Alcala, der noch vor zwei Wochen keinen Tropfen beherbergte, wogegen jetzt schon der Hauch einer Strömung erkennbar ist.


Mit dem Umgang der Spanischen Sprache habe ich aus meiner Sicht immer noch zu große Probleme, auch wenn mir an den verschiedensten Stellen, oft positives Feedback gegeben wird (sei es nun beim Einkaufen im Markt, beim spielen mit Kindern oder der ungeahnten Bekanntschaft mit einer spontanen Mitfahrgelegenheit), möchte ich im zweiten Halbjahr wesentlich weniger durch diese Barriere in meiner Arbeit behindert werden!


In den letzten Wochen haben die anderen Freiwilligen und ich abermals in die Fluten der Wildnis geworfen und sind an einigen Stellen tatsächlich an gefährliche Grenzen gestoßen.
So war ich beispielsweise mit Freddy, meinem Zimmergenossen, gemeinsam auf einer Wanderung, die uns über den kompletten Kamm der Bergkette führen sollte, die Alcala einschließt. Das war ein wahrlich waghalsiges Unterfangen, da wir ohne Essen und nur mit begrenzten Wasserressourcen unseren Weg um ca. 14:00 Uhr antraten und spät in der Nacht gegen 22:00 Uhr wieder das Dorf erreichten, wobei ich zu meinem eigenen Bedauern das Abenteuer nur in Sandalen angetreten bin, sodass es mich an der ein oder anderen Stelle, gerade als die Sonne bereits untergegangen war, und wir uns nur mit Hilfe einer „Handytaschenlampe“ den Weg herunter bahnten, beinahe erwischt hätte.

Diesen Fehler begehe ich mit Sicherheit nie wieder!! Ich denke, dass meine Füße in meinem Leben nie geschundener aussahen. Gerade weil die Berge hier im Lande sehr stark von verschiedensten Dornenpflanzen bewachsen sind, an denen man sich nur, wegen fehlender Pfade und der erzwungenen Querfeldein Wanderungen, stechen und auf kratzen kann.

Genau so wenig werde ich jenen fatalen Fehler begehen und ohne entsprechend viel Wasser eine Mehrtageswanderung zu zweit angehen, ohne vorher den Hauch einer Idee zu haben, wo die Reise hingehen soll.
So bin ich also tatsächlich mit meiner Abenteuer liebenden Mitbewohnerin Julia am Nachmittag in die Richtung des höchsten Berges der Umgebung gewandert, an welchem wir unter freiem Sternenhimmel übernachten wollten.
Soweit hat das auch super geklappt. Wir haben am Fuß des mächtigen Berges, der hierzulande: „Capiri“ gerufen wird, unser Lager aufgeschlagen, dazu wurde uns zu späterer Stunde ein atemberaubender Sternenhimmel geboten und ich meine fünf Sternschnuppen über uns gesehen zu haben!! Das war ziemlich cool. Auch weil ich das Vergnügen:“ Draußen zu Hause“ zu sein lange nicht mehr genossen habe.
Am nächsten Morgen sind wir gegen acht Uhr weiter der Straße gefolgt, da es uns unsinnig erschien direkt unsere Sachen zu packen und den Heimweg anzutreten und der Anstieg des Berges doch zu einschüchternd für diesen Tag wirkte.. So sind wir also immer weiter ins Blaue marschiert ... in der Hoffnung, optimistisch wie wir waren, irgendwann ein Dorf zu erreichen, von dem wir mit dem Bus am Abend zurück nach Alcala fahren können.
Wir liefen bis ca. 11:30 als uns die Mittagssonne zu einer Pause zwang und uns zu unserem Erschrecken auffiel, dass unsere letzten Wasserressourcen, die wir in einer 2L fassenden Thermoskanne aufbewahrt hatten, nicht mehr trinkbar waren, da die Thermoskanne von innen zerbrochen war und das Wasser voller Scherben und kleiner Splitter war.
An dieser Stelle kamen uns schon die ersten Zweifel, jedoch kam der Rückweg nicht in Frage, denn wie ich die ganze Zeit beteuerte, gibt es wenn man schon um den halben See gelaufen ist, nur eine einzuschlagende Richtung...
Es war ein unglaublich heißer Tag und keine Wolke schützte uns vor der unbarmherzigen Sonne, während wir uns Kilometer für Kilometer weiter kämpften.
Ich wusste nur, dass wir irgendwann das kleine Städtchen Sopachuy erreichen müssten, von dem wir ohne Probleme mit der Flota zurück fahren könnten. Doch bis dahin sollte es noch ein weiter Weg sein.
Der Weg wurde bis er beinah unkenntlich war immer schmaler und der Kampfgeist wurde ohne Wasser, oder auch nur Anzeichen davon, dass wir auf dem richtigem Weg waren, immer schwächer.
Als wir alle unsere Ressourcen verspielt hatten, erreichten wir endlich ein Schild, was uns Sagen konnte wie weit es noch bis nach Sopachuy sein sollte.

Es waren noch 15km.

Den Rest der Strecke möchte ich nicht mehr beschreiben, aber Ihr könnt euch vorstellen, was für eine unglaubliche Qual es war, uns so dermaßen dehydriert, auch noch die letzten 15km, Berg auf und Bergab weiter zu schleppen.
Das klingt vielleicht nach einer total unnötigen, wenn nicht sogar dummen Tour ins blaue. Dennoch möchte ich meinen, dass es sich super gelohnt hat!
Denn all die Täler die wir durchquert haben, die Berge die wir überwunden haben und die Bäche an denen wir uns erfrischten sieht man denke ich nur einmal im Leben. Und die waren es alle mal wert! Letztendlich waren es bestimmt 40 km schönstes Bolivien, das wir mit unseren eigenen Beinen entdeckt haben bevor wir unser „Ziel“ erreichten und gebrochen und dennoch erfüllt nach Hause gefahren wurden.


Erst letztes Wochenende haben wir auch besagten „Capiri“ bezwungen und haben das höchste und gewaltigste Felsmassiv bezwungen. Wir sind, schlauer als die Male davor, mit ausreichend Wasser, Proviant und Wanderschuhen an den Füßen um sieben Uhr am Morgen los und hatten eine super Aussicht! Dazu haben wir auch sehr mächtige Vögel beobachten können, wobei ich mich nicht zu weit aus dem Fenster lehnen möchte und den Namen „Condor“ nenne. Doch waren es ohne Zweifel Giganten von Vögeln in der Luft!


Insofern genieße ich die Zeit immer noch sehr, kann mich nach wie vor nicht an dem Land und den Menschen satt sehen und verbleibe wie immer mit den besten Grüßen aus Alcala und wünsche euch allen eine frohe Weihnachtszeit! HO-HO-HO!


WENZEL

2 Kommentare:

  1. Du bist ja kräftig am Schreiben Wenzel.
    Tut gut was von dir zu lesen, ich habe mich soeben durch deine abenteuerlichen Seiten geblättert und bin wie zu erwarten amüsant unterhalten worden.
    Schön das es dir gut geht, mach weiter so, es macht Spaß deinen Blog zu verfolgen.
    In dem Sinne, alles gute für deine bevorstehenden Hürden. Bleib am Ball!
    Grüße Tim. ;)

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    1. Lebendige Eindrücke, Liebe zu den Menschen und abenteuerliche Grenzerfahrungen, die einen den Atem stocken lassen...
      Ich wünsche Dir einen guten Start in das neue Jahr. Mögen Deine Wünsche für das zweite Halbjahr in Erfüllung gehen. Alles Liebe. Marc

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